Mein Kind hört immer auf mich

19 Uhr: Das Sand-Kaka kommt. (Die Kaka-Pipi-Pups-Popo-Phase)

Die Kaka-Pipi-Pups-Popo-Phase

Hallo liebe Wolke,
magst du den Ballermann?
Das Leben mit vierjährigem Kleinkind, das sich gerade irgendwo zwischen analer und phallischer Phase befindet, unterscheidet sich ab und zu wohl nicht wesentlich von einem Besuch im Balneario auf Mallorca (Malorza). Jeder, dem nun der Strohhalm aus dem Sangriaeimer fallen sollte, möge mir den Vergleich verzeihen. Seitdem hier die Lieblingsbeschäftigung „Rülpsen und Pupsen“ Einzug gehalten hat, die mit anschließendem albernen und anhaltenden Lachanfall gekrönt wird (und das alles genau ohne einen einzigen Tropfen Alkohol konsumiert zu haben), seitdem stelle ich mir manchmal vor, eigentlich zwischen dickbäuchigen Sonnenbränden im „Beach Club Six“ statt im Kinderzimmer meines kleinen Lebens zu sitzen, die ansonsten äußerst viel Wert darauf legt, eine Prinzessin zu sein. Und wie eine behandelt zu werden.
Wäre da nicht diese Sache mit der Kaka-Pipi-Pups-Popo-Phase.

Das Sand-Kaka

19 Uhr: „Oh schau mal, Mama, da kommt das Sand-Kaka im Fernsehen!“
Hihihihichrihihi.
„Was habt ihr heute im Kindergarten gegessen?“
– „Kaka“.
Höhöhöhöhö.
„Der Schnee glänzt weiß auf dem Kaka heut‘ Nacht…“
Muahahahaha.
Selbst die ‚Heilige Elsa‘ von Pupsendelle muss dran glauben.
Poach.

Kaka hier, Kaka da. Fiderallalla.

Ich bin keine Madame Etepetete. Ganz sicher bin ich das nicht. Aber dieses ständige Kaka geht mir auf den Nerv. Eigentlich kann (könnte) man sich mit meiner Tochter mittlerweile ganz gut unterhalten. (Wenn es nicht gerade mitten in der Nacht ist und ich den Grüffelo rezitieren muss.)
Und ich weiß inzwischen auch, dass das wohl dazugehört, zu der kindlichen Entwicklung, und dass man diese ja auf keinen Fall stören darf, wenn man nicht möchte, dass sein Kind die nächsten hundert Jahre auf Sigmunds Couch oder in der Betty Ford Klinik verbringen muss.
Aber, ganz ehrlich: Muss das sein? Was hat sich die Natur dabei überhaupt gedacht?

Macht

Ja. Es geht wie immer um die liebe Macht.
Macht über den eigenen Körper, die dazugehörigen Ausscheidungen, Macht über Mama.
„Ich habe die Pups-Macht! I’ve got the power!“, also ist es dreimal so lustig.
Und wenn dann noch der Opa daneben sitzt und bei jedem Prinzessinnen-Pups, der einem die Perücke vom Kopf fliegen lässt, mit großen Augen aus dem Fenster schaut und mit halber Verzückung ruft: „Du, da gibt’s jetzt gleich ein Gewitter!“, dann explodiert der Unterhaltungsfaktor quasi. Dann wird nämlich immer darauf gewartet, dass der Donner aus der Hose mit einem Applaus vom gnädigen Publikum quittiert wird.
Mann. Erziehung ist so anstrengend!

Wie immer: Alles nur eine Phase.

Ja, es ist alles immer nur eine Phase. Oral. Anal. Phallisch.
Wenn man Freud Glauben schenken darf.
Was ich schenke: Nicht allzu viel Beachtung.
Wenn ich nämlich jedem Rülps einen Tusch spiele und jedem Kaka ein Augenrollen zukommen lasse, dann wird es doch nur noch interessanter, weil Mama reagiert und die Macht mit meinem kleinen Leben ist. (Harr. Harrharr. Harr.)
Dass eine Prinzessin im Restaurant nicht lauthals verkünden muss: „Jetzt habe ich gepupst!“, das versteht sich zwar offensichtlich nicht von allein, hatte aber die entsprechende Wirkung.
(„Ups, nein, das stimmt, Mama!“ Gnihihihi.)

Kaka-Pipi-Pups-Popo-Phase

Auch die Kaka-Pipi-Pups-Popo-Phase wird eines Tages ihr Ende finden, zumindest hoffe ich das ganz stark. Wobei: Letztens war ich auf einer Lesung des werten Herrn Strunk.
„Mit AA-Fingers bleibst allein.“, der Saal grölte, vielleicht sind wir alle gar nicht so weit von der Infantilität entfernt wie wir immer tun. Ich dachte dabei jedenfalls an Zuhause und: Gut, dass mein kleines Leben diesen Soundtrack nicht kennt.
Mir reicht schon, dass neulich unerwartet in meinem Spotify-Mixtape der Woche „Die Doofen“ aufspielten und meine Tochter nun ein neues Lieblingslied hat: „Mief!“
Einmal gehört, nie wieder vergessen. Besonders die Stelle mit dem miefenden Aal gefällt ihr super. (Und die „Schlampe“ übersinge ich ganz laut mit „Tante“.)
Grandios. Es ist alles nur eine Phase. Bestimmt.

Lustig?

Naja. Das Wort Sand-Kaka finde ich trotzdem ganz lustig, dass muss ich zugeben. Und auch, wenn ich nicht über jeden Popo-Aa-Witz (mit-)lachen kann (noch möchte), so sage ich mir eben beim heimlichen Augenrollen, dass die Pupse im Winde verwehen – und die Zeit auch.
Ob es meinem kleinen Leben wohl unangenehm sein wird, wenn ich auf ihrem Schulabschluss-Ball die Anekdote erzählen werde, dass sie es mit Vier am allerlustigsten fand mich mit: „In deinem Schuh sind meine Pupse!“ (pffrrchchchrr) zu quälen und egal, was ich male, einen Kaka-Haufen darin erkennt, und sie unbedingt jeden Tag testen muss, wie viel lauter sie noch rülpsen kann?
HIHIHI.

Einhörner, die Regenbögen pupsen

Aber, es gibt auch süße Einhörner, die Regenbögen pupsen.
Daran denke ich einfach, wenn ich mich im Ignorieren übe, liebe Wolke, und auch wenn ich manchmal sage, was sich dann eben doch nicht unbedingt gehört, weil die Dame am Nachbartisch nicht ihr Mittagessen vollgestunken haben möchte.
Hach ja.
Aber ich bin ja selbst manchmal noch kindisch. Gestern habe ich, aus Versehen, um kurz vor 7 gerufen: „Das Saaaand-Kaakaaa kommt!“ – und dann mussten wir beide lachen.

Salü, meine Wolke!


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