Schreien essen Kinderseele auf. Wie man aufhört, sein Kind anzuschreien

Schreien essen Kinderseele auf. (Wie man aufhört, sein Kind anzuschreien.)

Hallo liebe Wolke,
wirst du auch mal lauter?
Ich komme nicht umhin, es zuzugeben: Auch ich habe mein kleines Leben schon mal angeschnauzt – und damit meine ich eigentlich ein richtig fieses Schreien. Es gibt diese Tage, da funktioniert gar nichts, da ist man schon vor dem Aufstehen genervt. Und zwar Mutter wie auch Kind.

Erwartungen

Egal wie oft man gesagt hat: MIR wird das nicht passieren! HA! MIR doch nicht! ICH werde mein Kind nie im Leben anschreien! – es kann eben doch passieren. Viel schneller als man schauen kann, oder den Schrei im Hals ersticken kann, brüllt man sein kleines Leben an. Weil man Erwartungen hat, die sein Kind gerade (aus welchen Gründen auch immer) nicht erfüllen kann. Weil man einen schlechten Tag hat. Weil einem vielleicht alles quer gegangen ist. Oder weil man gerade nicht anders kann, da sich das Denken in einen fünfsekündigen Urlaub verabschiedet hat und der eigene (!) Frust irgendwohin, wohin auch immer, raus muss.
Und hinterher fühlt man sich hundsmiserabel. Aber so richtig.

Mensch…

Meine Tochter kann ja nichts dafür, dass auch ich ein Mensch bin, dem ab und zu die Hutschnur platzt. Vielleicht trudelte an diesem Tag gerade die hundertste Jobabsage in den Briefkasten, vielleicht nervten Mama ihre Rückenschmerzen oder vielleicht hatte sie einfach keine Lust mehr auf noch mehr Unordnung oder auf die tausendste Wiederholung mit flötenden Engelszungen „Jetzt komm bitte deine Zähne putzen!“. Das sind alles keine Entschuldigungen, dass man die Stimme gegen sein Kind erhebt, aber es mögen mildernde Umstände dafür sein, dass man eben auch nur ein Mensch ist. Selbst als Mutter.

Schreien essen Kinderseele auf

Dennoch: Schreien essen Kinderseele auf.
Ich habe mich wirklich gut im Griff, auch wenn ich genervt bin, auch wenn ich schlechte Laune habe, auch wenn ich mich manchmal lieber aufs Sofa legen, mir einen Tee kochen und ein gutes Buch lesen würde statt mein kleines Leben immer und immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass aber nun wirklich Schlafenszeit ist. Aber ab und zu, an diesen schlechten Tagen, kam es vor, dass ich geschnauzt habe.
Dann habe ich nicht innerlich bis 10 gezählt und den Schreikloß im Hals runtergeschluckt, dann habe ich auch sonst keine schlauen Einfälle gehabt wie ich das hätte verhindern können. Schrecklich. Schlimm. Furchtbar.

Für Mama – Wie man mit dem Schreien aufhören kann

1. Schrei-Liste
Wenn ich mir keinen Einkaufszettel schreibe, dann vergesse ich mindestens die Hälfte. Das passiert mir auch bei anderen Dingen, die mir so im Kopf herumspuken. Also habe ich begonnen, aufzuschreiben, in welchen Situationen ich anfange zu schimpfen und die Geduld zu verlieren. So habe ich herausgefunden, was mich ganz genau reizt – und warum. Wenn man das Warum kennt, dann kann man zukünftig darauf achten, wie und ob man bestimmte Situationen vermeiden kann oder wie man besser mit ihnen umgehen kann. Und damit macht man einen großen Bogen um das Brüllen.

2. Erfolge feiern
Wenn ich mir meine Schrei-Liste anschaue und abhaken kann, wann ich eben nicht mehr lauter geworden bin, dann verbuche ich das als meinen persönlichen Mama-Erfolg. Und ich finde, man sollte auch mal seine eigenen Fortschritte loben dürfen! 😉

3. Klare Ansagen
Mein kleines Leben braucht klare Ansagen. Damit meine ich keine übertriebene Strenge, aber ein Kind sollte schon merken, dass es einem gerade sehr ernst mit dem ist, was man möchte (oder nicht). Ich spiele in Konfliktsituationen nicht mehr den übermäßigen Erklärbär, aber ich erkläre in knappen, sehr verständlichen Worten, warum wir jetzt Zähne putzen oder uns anziehen müssen. Wenn das nicht klappt, dann wiederhole ich meine Aufforderung, ruhig, aber klar und kurz, und schaue mein kleines Leben dabei unbedingt an und berühre es sanft am Arm. Wenn man sich dabei ganz auf sein Kind fokussiert und konzentriert, dann ist es bisher nicht mehr vorgekommen, dass sich mein kleines Leben weigerte. Weil sie wusste, ich meine es ernst und bleibe konsequent.

4. Loben
Wenn die klare Ansage dazu geführt hat, dass sich meine Tochter auch wirklich (zum Beispiel) die Zähne putzt, dann bin ich nicht nur innerlich erleichtert, dass wir keine Kämpfe mehr führen müssen, sondern sage es ihr auch. (Und am Ende des Tages haben wir bis vor kurzem ein Wolkenbelohnungssystem geführt, das uns beiden Spaß gemacht hat und wir beide (!) reflektieren konnten, was gut gelaufen ist. Und was nicht. (siehe unten))

5. Es kann wieder passieren
Man sollte sich klar darüber sein, dass es menschlich ist, dass man auch mal wieder schreien könnte. Und damit meine ich ein Lautwerden, das keine Nachbarn dazu veranlassen könnte, darüber nachzudenken, das Jugendamt zu informieren. Aber auch, wenn es frustrierend sein kann, dass man in bestimmten Situationen auch mal wieder rückfällig werden könnte: Man ist auch nur ein Mensch. Und besonders als Mutter (Vater, Eltern) ist es auch wichtig, authentisch zu bleiben. Wenn man bewusst mit sich und seinen eigenen Fehlern umgeht, reflektiert ist, dann ist die Gefahr viel geringer, wieder in die Brüllfalle zu tappen.

6. Me-Time
Zeit für mich hilft mir ungemein, meinen Akku wieder aufzuladen, zu entspannen, mich um mich zu kümmern. Wenn ein Akku voll ist, dann hilft er einem sehr, ruhiger zu bleiben. Was sich so logisch anhört, ist es manchmal gar nicht. Bewusstes Zeitnehmen für sich selbst, das muss man lernen. Zumindest ich musste es.

7. Ausweichen
Die vielbesungene und hoch gelobte Auszeit funktioniert auch für nur 3 Minuten. Wenn man merkt, jetzt wird es brenzlig, jetzt kippt meine Stimmung, und die möchte ich nicht an meinem Kind auslassen, dann schnappe ich zwei Minuten frische Luft auf dem Balkon. Oder setze mich drei Minuten aufs Klo. Oder tue sonst irgendwas, was mich aus der brenzligen Situation holt. Emotional. Und dann ist das Brüllen irgendwo. Aber nicht mehr bei mir. (Puh!)

Für das kleine Leben – ein Lob

Bei unseren ganzen Besuchen bei psychologisch ausgebildeten Leuten – und die meisten davon sind wirklich schlaue Leute – da habe ich, weil meine Tochter auf ganz strenge Rituale, Wiederholungen und Kleinkindkonzepte angewiesen ist, damit sie und ihr kleines Köpfchen nicht aus der Spur geraten, eine Tabelle an die Hand bekommen, mit der wir akribisch alles abhaken können, was man als Kleinkind am Tag so zu erledigen hat. Und da habe ich mir gedacht: Warum nicht das Praktische mit etwas Schönem verbinden?

Also nahm ich mir unsere Tabelle und bastelte ein wenig herum, überlegte, was könnte meiner Tochter Spaß machen, was wäre eine Belohnung für ganz viele gesammelte lachende Wolkenpunkte.
Zwar haben wir das Belohnungssystem mittlerweile in die Schublade gelegt, aber vor ein paar Wochen haben wir für jede erfolgreich absolvierte Kleinkindmission eine lachende Wolke  vergeben, wenn wir abends gemeinsam im Prinzessinnenbett saßen und uns über den Tag unterhielten. Wir reflektierten unseren Tag. Das hat uns beiden schon ein bisschen geholfen. Und meistens mussten wir dabei viel lachen.

Ein guter Weg

Es gibt wohl leider eine Menge Dinge auf dieser Welt, die schlecht für eine Kinderseele sind. Wenn man sein Kind liebt, so richtig, so mit Haut und Haaren, wenn man nichts anderes möchte, als dass die kleine Seele und das kleine Herz, die da in diesem kleinen Leben wohnen, wohlbehalten seinen Weg in die weite Welt finden, dann lässt man sich viel einfallen, um sie zu beschützen. Auch dann, wenn Mama mal wieder das Gefühl haben sollte, schreien zu müssen. Weil man Mensch ist. Und damit fehlbar.
Aber solange es Wolken gibt, meine liebe Wolke, sind wir auf einem guten Weg.

Flieg schnell weiter – und immer ruhig Blut!


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Das kleine Buch für eine Mama-Auszeit_Hallo liebe Wolke_Geschenkbuch
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