Duzi-Duzi – Babysprache & Sprachentwicklung

Hallo liebe Wolke,
wusstest du, dass ich dich wirklich niedlich finde?

„Gugug, kleines Lebilein!
Ja, wo ist denn das kleine Lebilein??!?“,
flötete neulich jemand meinem kleinen Leben entgegen.

Meine Dreijährige schaute ganz groß, fand es dann ganz lustig, und ich musste den enormen Drang unterdrücken, nicht lauthals mit einer kleinen Gesangseinlage „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ zu antworten.
Man möge mir verzeihen, aber ich finde die Ansprache „(K)Guckuck“ saublöd. Noch schlimmer sind nur noch „Gugug!“ oder „Duzi-Duzi!“.

Deididei

Dass alle (Groß-)Eltern dieses Deididei-Syndrom entwickeln können, wenn das frisch Geschlüpfte vor ihnen liegt und noch zu keiner verbalen Kommunikation fähig ist; das versteht sich von selbst. Damals habe ich sicher auch ganz viel Unsinn von mir gegeben und ich liebe es ja noch heute Quatsch mit meinem kleinen Leben zu machen.
Aber es hat sich immer schon ganz gut angefühlt, mit ihr „normal“ zu sprechen. Egal, ob sie drei Monate alt war, oder eben jetzt mit Drei.

„Ja, wo ist denn das Lebilein?“
Ja, Herrgott, es steht doch genau vor Ihnen!, wollte ich erst sagen, aber das erledigte mein kleines „Lebileinchen“ dann schon selbst:
„Hier bin ich!“
„Ach, wie goldig, das Kleinchen! Ei ei ei!“, tönte es aus dem Kuckuckswald und mein kleines Leben wurde sanft in die Wange gekniffen.

Was sie dann nicht mehr lustig fand. Ich übrigens auch nicht.

Geht es eigentlich nur mir so, dass sich mir die Haare kräuseln, wenn ich diese Verniedlichungssuperlative höre?
„Heia oder Bubu machen“, zählt zu meinen Favoriten.

Es ist klar, dass man mit Kleinkindern nicht so spricht, als würde man in einer politischen Diskussionsrunde mit ihnen sitzen. Aber wenn man immer nur mit diesem hirnlosen Gebrabbel daherkommt, an jedes Substantiv ein -chen oder ein -lein (oder gar beides!) hängt, dann nimmt man sein (oder irgendein) Kind doch eigentlich gar nicht für voll.
Auch wenn man es so süß findet, dass man manchmal nicht die richtigen Worte finden mag.

Mein kleines Leben hat ungefähr zweitausendvierhundert Kosenamen, ich nehme mich ja gar nicht aus, was das betrifft. Denn manchmal überkommt einen diese Liebeswelle, die das Gehirn und das Sprachzentrum kurzzeitig außer Gefecht setzen, und man ungefähr zwei Oktaven höher irgendeinen Singsang ablässt.

Trotzdem finde ich, ist es auch eine Frage des Respekts und der Wertschätzung für ein kleines Leben, dass es eine „normale“ Ansprache hat, die über Duzi-Duzi hinausgeht.

Wie immer im Leben, liebe Wolke:
Was „normal“ ist, welches Maß an Verhohnepipelung noch in Ordnung und der Situation angemessen ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber die Teletubbies leben nun mal im Teletubbieland.
Zum Glück!

Winke, winke, liebes Wolkileinchen!


 

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